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Warum „Ich will nicht“ eine akzeptable Antwort ist

… und warum so wenige Leute bereit sind, es zu sagen.

Worum es geht:

  1. Menschen geben dir das Gefühl, dass es deine Verpflichtung ist, ihr Anliegen, zu befriedigen.
  2. Du zögerst zuzugeben, dass du etwas nicht tun willst, weil du befürchtest, als egoistisch abgestempelt zu werden.

Du hörst lieber, statt zu lesen? Diesen Beitrag habe ich für dich auch als Podcast eingesprochen.

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Kleine Story aus meinem eigenen Alltag, die dir so oder so ähnlich bestimmt auch schon mal passiert ist:

Vor kurzem fragte mich eine Kollegin, ob ich Lust hätte gemeinsam mit ihr einen Workshop zu leiten.

Ich habe freundlich abgelehnt.

Daraufhin bedrängte sie mich ein wenig und fragte mich, warum ich nein sagen würde.

Ich sagte ihr, dass ich nein sagen würde, weil ich es nicht tun wolle.

Sie drängte mich ein bisschen weiter und brachte einige Argumente auf den Tisch, die mich davon überzeugen sollten, dass ein gemeinsamer Workshop eine gute Idee wäre.

Worauf ich ihr antwortete, dass ich die Idee einen gemeinsamen Workshop zu veranstalten auch nicht generell schlecht fände, ich es aber nicht machen wolle und wir deshalb auch keinen gemeinsamen Workshop veranstalten werden.

Sie schaute mich daraufhin fragend an und meinte: „Aber warum willst du denn nicht?“

„Weil ich nicht will“, war daraufhin meine Antwort.

Die Wahrheit ist: „Ich will nicht“ oder „Ich habe keine Lust“ ist fast immer der Grund, warum wir Dinge nicht tun wollen. Wir können nicht einmal begründen, warum nicht, es ist halt einfach so. Und dennoch suchen wir nach Begründungen.

Das ist zum einen so, weil unser Gegenüber tatsächlich eine Begründung erwartet und sich mit einem einfachen „Ich will nicht“ nicht zufriedengibt.

Auf der anderen Seite, haben wir so unglaubliche Angst davor anderen Menschen vor den Kopf zu stoßen, wenn wir die Wahrheit sagen, dass wir etwas nicht tun wollen, dass wir uns in die absurdesten Begründungen und Rechtfertigungen verstricken. Ein gängiges Beispiel: Ausreden! Leute erfinden die tollsten Ausreden, um sich zu rechtfertigen, dass sie einen Anruf nicht entgegennehmen konnten oder eine WhatsApp Nachricht nicht innerhalb von 30 Sekunden beantworten haben. „Mein Telefon steht auf lautlos, deshalb habe ich es nicht gehört“ oder „Ich habe gar nicht gemerkt, dass du geschrieben hast.“

Natürlich habe ich mitbekommen, dass ich angerufen wurde, aber verdammte Axt, ich hatte einfach keine Lust zu telefonieren. Und ja, ich habe auch mitbekommen, dass ich eine WhatsApp Nachricht bekommen haben, aber ey, sorry, dir zu antworten steht gerade nicht an der Spitze meiner Prioritätenliste.

Das Komplizierte ist einfach, wir vergessen, dass jeder von uns daran interessiert ist, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Wir stehen aber nicht dazu, weil wir nicht als egoistisch abgestempelt werden wollen, obwohl das aber die Wahrheit ist.

Menschen versuchen dich dazu zu bringen, dass es deine Verpflichtung ist, etwas für sie zu tun

Im Alltag wird Schuld und Scham gerne benutzt, um einen schlecht fühlen zu lassen, wenn man nicht macht, was man von uns erwartet. Aber wenn man mal darüber nachdenkt, ist es doch verrückt, dass jemand einem ein schlechtes Gewissen einreden kann, weil man etwas nicht tun will.

Nehmen wir mal Messenger Dienste. Wenn ich zum Beispiel einen neuen Blogtext schreibe, sind alle Messenger Dienste bei mir ausgeschaltet. Warum? Sobald ich das „Bing“ Geräusch einer neuen Nachricht höre, geht meine Hand fast automatisch an mein Smartphone, liest die Nachricht, schreibt eine Antwort und klickt auf senden. Resultat, ich bekomme eine Antwort auf meine Nachricht und der Kreislauf beginnt von vorne.

Ich habe mich selbst so sehr darauf konditioniert immer alle Anliegen sofort zu befriedigen, dass ich mein eigenes Anliegen schnellstmöglich einen guten Text zu schreiben aus den Augen verloren hatte.

Warum reagiere ich immer sofort auf eine Nachricht? Weil ich dazu erzogen wurde, die Bedürfnisbefriedigung andere zur priorisieren.

Egoismus hat in unserer Kultur einen schlechten Ruf. Wir haben uns darauf zu konzentrieren, was andere Menschen brauchen und nicht, was wir selbst brauchen. In meinen Coachings erzähle ich immer gerne, die Sache mit den Fluganweisungen zu Beginn eines Fluges. Da werden die Fluggäste von den Flugbegleitern nämlich immer daran erinnert, dass bei Druckabfall in den Kabinen Sauerstoffmasken herabfallen. Diese soll man immer zuerst sich selbst aufsetzen. Ja, sich selbst! Entgegen unserer Intuition, oder sollte ich sagen entgegen unserer kulturellen Sicht, ist es wirklich besser zunächst sich selbst die Sauerstoffmaske aufzusetzen und dann den Menschen in unserer Nähe zu helfen.

Jetzt habe ich einen ganzen Artikel lang davon gesprochen, dass du und ich das Recht haben „Ich will nicht“ zu sagen, wenn wir etwas nicht machen wollen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Bleibt mir nur, dir die Frage zu stellen, wie du dich verhältst, wenn du etwas möchtest und dein Gegenüber mit „Ich will nicht“ reagiert. Gestehst du der Person zu, dass sie etwas nicht tun möchte oder verurteilst du sie insgeheim als egoistisch?

Liebe Grüße

Sabine

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

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